Bildung als ständige Triebfeder

    Der Aargauische Gewerbeverband AGV ist seit 125 Jahren die Interessenvertretung der Aargauer KMU – mit Erfolg. Dank seinem Einsatz für optimale wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen stärkt er das Unternehmertum in Handwerk, Handel, Dienstleistungen und Industrie. Über 125-jährige Erfahrung und 11’000 Mitglieder verleihen dem AGV die nötige politische Kraft.

    (Bilder: zVg) Der AGV-Vorstand: hinten v.l.: Lukas Hürlimann, Peter Etterlin, Hans R. Schibli, Beat Friedrich, Paul Stalder, Christoph Vogel und Daniel Sutter; Mitte v.l.: Pascal Blum, Christian Füglistaller, Alfons P. Kaufmann, Flavio de Nando, Fabian Meier, Christian Ryser und Roland Kuster; vorne: Trudy Müller, Peter Fröhlich, Walter Häfeli, Kurt Schmid, Benjamin Giezendanner, Franziska Bircher und Thierry Burkhart (es fehlen: Martin Kummer und Barbara Weilemann).

    Der Aargauische Gewerbeverband feiert dieses Jahr seinen 125. Geburtstag und kann auf eine Erfolgsgeschichte zurückschauen. Über die vielen Jahre setzte sich der AGV erfolgreich für KMU-freundliche Rahmenbedingungen und somit für «gleich lange Spiesse» für seine Mitglieder ein. «Unsere Erfolgsstory orientiert sich immer am Markt. Unsere grössten Erfolge sind sicher die Förderung des dualen Berufsbildungssystems und die Erarbeitung eines grossen gewerbepolitischen Einflusses», erklärt Peter Fröhlich, Geschäftsleiter des Aargauischen Gewerbeverbandes AGV. Wirksame Verbandsarbeit sei eine Daueraufgabe, denn die meisten Leistungen, wie beispielsweise die Verhinderung von KMU-unfreundlichen Regulierungen und Gesetzen würden im Stillen und häufig in Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Schweizerischen Gewerbeverband sgv vollbracht. Der AGV setzt immer seine Mitglieder in den Mittelpunkt, das ist charakteristisch für das «Geburtstagskind». «Wir pflegen einen aktiven Kontakt mit unseren Mitgliedern, haben einen intensiven Austausch mit Ihnen und besuchen oft ihre Anlässe», so Fröhlich. «Andererseits organisieren wir viele eigene interessante Anlässe für unsere Mitglieder.» Diese Vernetzung vom Dachverband unter den regionalen Gewerbevereinen und seinen Mitgliedern wird sehr geschätzt und zahlt sich aus, wie ein Mitglied bestätigt: «Ich schätze den Meinungsaustausch unter den Gleichgesinnten, um so die Interessen des AGV vertreten zu können. Nur gemeinsam können die wirtschaftlichen, politischen oder gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert werden. Man kann so mitgestalten.»

    In den letzten Jahren haben sich die Erwartungen der Mitglieder verändert. «Wir spüren den Zeitgeist, das heisst die Gewerbetreibenden wollen sich mit dem Verband identifizieren», sagt Fröhlich. So hat der Verband über die Jahre seine technischen Möglichkeiten bezüglich Mitgliederorientierung ausgebaut. Dazu gehören neben zahlreichen Aktivitäten, wie die persönliche Kontaktpflege durch die Vorstandsmitglieder, auch das Internet und das publizistische Verbandsorgan, die «Aargauer Wirtschaft», die monatlich erscheint und umfassend über gewerberelevante Themen informiert.

    Der Aargauische Gewerbeverband AGV ist seit 125 Jahren eine zuverlässige Anlaufstelle für das Unternehmertum: Eines seiner Kernthemen ist die Berufsbildung – gerade was Berufsschauen betrifft, war der AGV unter den Pionieren.

    Die Berufsbildung als Erfolgsrezept der Wirtschaft
    Der AGV pflegt einen intensiven Austausch mit Behörden, Vertretern des Kantons sowie Politikern. Dazu tagt mehrmals jährlich die kantonale Gewerbegruppe mit rund 40 bürgerlichen Grossräten, um aktuelle, gewerbepolitische Themen zu besprechen. Eine wichtige Dienstleistung ist auch die Mandatsbetreuung des AGV. Sie erfolgen zu marktüblichen Entschädigungen, die rund dreiviertel der Gesamteinnahmen des AGV ausmachen. «Deshalb können wir unseren Mitgliedern schweizweit die tiefsten Mitgliederbeiträge bei vergleichbarer Leistung mit anderen kantonalen Gewerbeverbände anbieten und haben so genügend Ressourcen für gewerbepolitische Aktivitäten», freut sich Fröhlich.

    Ein zentrales Anliegen des AGV ist die Berufsbildung. Das Bedürfnis nach gut ausgebildetem Berufsnachwuchs war eine Triebfeder zur Gründung des Aargauischen Gewerbeverbandes vor 125 Jahren. «Das hat sich seither kaum geändert: Eine koordinierte, marktgerechte Berufsbildung und ein fundierter Berufswahlprozess sind und bleiben unsere Kernanliegen», betont Fröhlich. Der Wert des dualen Berufsbildungssystems wird immer mehr, auch im Ausland, erkannt. «Dieser Erfolg hat aber auch Nachteile. Andere Institutionen und selbst der Bund wollen von diesem guten Image profitieren und mischen sich zusehends berufspolitisch ein. Hier müssen wir schauen, dass der staatspolitische Einfluss nicht zu gross wird», gibt Fröhlich zu bedenken. Die Grundlage des Erfolgs des dualen Berufsbildungssystems liege eben darin, dass sich dieses nach dem Markt richte und nicht politisch gesteuert werden könne. «Eine geringe Jugendarbeitslosigkeit wie wir sie haben, erreicht man nur, wenn nicht am Arbeitsmarkt vorbei ausgebildet wird», konkretisiert Fröhlich.

    Grosse Tradition im Aargau haben die Berufsschauen. Eine grosse Berufsschau findet einmal mehr vom 3. bis 8. September in Wettingen statt. «Wir haben dieses Jahr mit über 70 Anmeldungen einen Rekord erzielt», so Fröhlich. Er führt dies auf das bewährte «Aargauer Konzept» zurück. «Die Besucherinnen und Besucher sollen sich voll und ganz auf die Aussteller konzentrieren. Deshalb verzichten wir bewusst auf Sonderveranstaltungen. Ebenfalls finden keine sogenannte Glanz- und Gloria-Events statt, da die Jugendlichen im Berufswahlalter im Fokus stehen.»

    Nachfolgeregelungen sind eine grosse Herausforderung
    Gewerbepolitisches Thema für den AGV sind die Steuer- und Gebührenbelastungen sowie unnötige Regulierungen. Er wehrt sich seit Jahren dagegen. «Wir fordern, dass der Staat sich auf echte Staatsaufgaben beschränkt mit ein bisschen Mut zur Lücke statt Perfektionismus», so Fröhlich. Gemäss den halbjährlichen Umfragen des AGV sind der zu hohe administrative Aufwand, der Mangel an Fachkräften und Lernenden sowie die Scheinselbstständigkeit respektive das Lohndumping zuoberst auf dem Sorgenbarometer der Gewerbler angesiedelt. Eine grosse Herausforderung für viele Unternehmer ist die Nachfolge. «Auch viele renommierte Betriebe finden keinen geeigneten Nachfolger. Das ist ein grosses Problem. Es zeigt sich immer wieder, dass KMU Nachfolgelösungen früh angehen müssen», sagt Fröhlich. Deshalb sei auch die Imagepflege des Betriebes sehr wichtig. Das diesjährige AGV-Jahresmotto widmet sich dem «Gesundheitswesen Aargau». Dazu hat anlässlich des Aargauer Wirtschaftstages der bekannte Gesundheitsökonom Stefan Felder die vom AGV und der AIHK in Auftrag gegebene Gesundheitsstudie präsentiert. «Dabei ging es uns darum, die Transparenz aufzuzeigen wie die Gelder fliessen. Denn es braucht im Gesundheitswesen mehr Effizienz und Effektivität», so Fröhlich. Auch in Zukunft will sich der AGV mit seiner breiten Vernetzung und grosser Erfahrung als einflussreicher Wirtschaftsverband betätigen.

    Corinne Remund


    Als Geschenk ein Jubiläumsbuch

    Das 125-Jahr-Jubiläum des AGV steht unter dem Claim «Unternehmerisch». «Damit möchten wir die Bevölkerung, Behörden, etc. dafür sensibilisieren, dass das Unternehmertum allen etwas nützt und deshalb unterstützt werden muss», betont Fröhlich. Der Verband plant im Jubiläumsjahr drei Haupttätigkeiten. Mit zahlreiche Bezirksanlässe im ganzen Kanton will er bewusst die Mitglieder in den Fokus rücken. Ebenso soll im Herbst ein Zeitdokument über die Entwicklung des Aargauer Gewerbes in Form eines Buches erscheinen. Dieses wird anlässlich der offiziellen Jubiläumsfeier mit vielen geladenen Gäste Mitte November vorgestellt.


    DAS MACHT DER AGV

    «Netzwerkpflege wird immer wichtiger»

    Der Aargauische Gewerbeverband AGV wurde vor 125 Jahren gegründet. Am 7. April 1894 wurde die Gründung angeregt, drei Monate später beschlossen und am 20. Oktober 1895 formell vollzogen. Den Anstoss für die Gründung des AGV gab die Berufsbildung. Dazu Peter Fröhlich, Geschäftsleiter des AGV: «Der Bedarf an Fachkräften führte bei den Berufsverbänden wie auch bei den Handwerks- und Gewerbevereinen zur gezielten Förderung der Gesellen- und Meisterausbildungen. Der Ruf nach einer kantonalen Dachorganisation wurde immer grösser.» Der Verband wuchs stark, dank festen und zukunftstauglichen Strukturen. Mittlerweile ist der AGV der grösste Wirtschaftsverband im Kanton Aargau: Als Dachverband zählt er rund 70 Gewerbevereine und 40 Berufsverbände mit zusammen rund 11’000 Mitgliedern. Zu den drei Hauptaufgaben gehören die Gewerbepolitik respektive das Engagement für wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen, die Förderung des dualen Berufsbildungssystems sowie diverse Dienstleistungen für die Mitglieder. Wichtige Aktivitäten des AGV sind die Organisation von Gewerbeausstellungen und Berufsmessen sowie der jährliche Aargauische Unternehmerpreis.

    Der AGV hat im Laufe der Jahre ein breites Netzwerk aufgebaut und pflegt regen Austausch mit Behörden, anderen Verbänden, Vereinen, Organisationen und Institutionen. «Die Netzwerkpflege wird immer wichtiger, auch unter den Mitgliedern», weiss Fröhlich.

    www.agv.ch

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