Über 3,5 Millionen Schweizer kennen den Alltag
von Schreiber und Schneider
Sybil Schreiber und Steven Schneider geben in ihren wöchentlichen Kolumnen in der Coopzeitung Einblick in ihren Ehealltag. Und dort hängt manchmal der Haussegen schief. Denn wer sich liebt, muss auch streiten können. Die Zwei zelebrieren ihre Disharmonien mit Humor. Dabei geht ihnen der Stoff nie aus. Sehr zum Vergnügen der Leserschaft, denn in den Episoden der Beiden entdeckt sich so manches Paar wieder.
Die Zeitungen stapeln sich, die Schuhe liegen im Weg, die Steuererklärung wird einfach nicht fertig. Und natürlich ist keiner Schuld daran, bzw. immer der andere… Er mag es rabenschwarz im Schlafzimmer, sie taghell. Sie liebt Hotelferien. Er zieht Ferienwohnungen vor. Er will Sport gucken – sie will Sport treiben. Er lässt permanent den Klodeckel offen, sie findet, er gehört geschlossen. Auch darüber, was ein guter Wein ist, scheiden sich die Geister. Seit 17 Jahren schreiben Sybil Schreiber und Steven Schneider Kolumnen über ihren Ehealltag. Der Stoff geht nie aus. Bei der gebürtigen Münchnerin und dem Würenlinger mit italienischen Wurzeln trifft der Volksmund «Gegensätze ziehen sich an» hundertprozentig zu. Das zeigt sich jede Woche aufs Neue. Manchmal muss man beim Lesen laut herauslachen, wenn Schreiber und Schneider pointiert und mit viel Selbstironie über ihr Familienleben und die kleinen Alltagssorgen berichten. Langweilig scheint es dem Paar nie zu werden; es geht sogar auf Konfrontationskurs wenn es um Abwaschtabs für den Geschirrspüler geht. Kampflos geschlagen gibt sich keiner so schnell. Gehässig wird es aber nie. Denn da ist der feste und unversiegbare Wille, trotz aller Widrigkeiten zusammenzuhalten. Schreiber und Schneider lieben sich nämlich heiss und innig, und das Publikum liebt sie und ihre Kabbeleien. Acht Bücher sind aus den Kolumnen entstanden, das neunte kommt im Januar heraus. Regelmässig sind sie für Lesungen in der ganzen Schweiz gebucht. Dass sie in ihrer Wahlheimat Bad Zurzach ein heruntergekommenes Altstadthaus aufgemöbelt haben und dort Biografie- und Schreibkurse geben, ist in der Öffentlichkeit weniger bekannt. Ebenfalls nicht, dass Schneider zum 100-jährigen Bestehen des Aargauischen Elektrizitätswerks das Buch «Als dem Aargau ein Licht aufging» verfasst hat. Zudem ist das Ehepaar für renommierte Unternehmen wie Schweiz Tourismus, SBB, Swisscom usw. als Texter, Berater und Moderatoren von öffentlichen Veranstaltungen tätig.
Keine Liebe auf den ersten Blick
Vor 23 Jahren lernten sich Steven Schneider und Sybil Schreiber auf der Redaktion der «Schweizer Familie» kennen. Liebe auf den ersten Blick sei es nicht gewesen, betonen sie unisono. «Sie war grösser als ich. Eine blonde schöne Frau. Da rechnete ich mir keine Chancen aus», erinnert sich Schneider und lacht. Das Verhältnis war kollegial und die zwei schrieben zusammen unzählige Reportagen, bis er plötzlich kündigte. «Ich wollte mich selbständig machen, davon hatte ich schon immer geträumt», sagt er. «Für mich war das ein totaler Schock. Da merkte ich, dass er mir doch etwas mehr bedeutete, als ich mir bisher eingestanden hatte», erzählt sie. Beide waren in günstigen Altbauwohnungen im Seefeld zur Miete und genossen ihre Freiheit, während die Liebe langsam hochköchelte. Aber erst nach der Geburt von Tochter Alma (heute 16) zogen sie in einem Zürcher Aussenquartier in ihre erste gemeinsame Wohnung ein. Dann kam Ida zur Welt und schliesslich wurde geheiratet. Weil sie nun zu viert waren, kam trotz des knappen Budgets der Traum vom eigenen Haus auf. Schneider versuchte Städterin Schreiber, die inzwischen zur Ressortleiterin bei TA-Media avanciert war, Bad Zurzach als Wohnort schmackhaft zu machen. Dort hatte er einst als Lehrer gearbeitet. «Ich stieg mit ihr in Zürich in den Zug. Tausende von Leuten schwirrten am Bahnhof herum. Die Sonne schien. Dann kamen wir in Zurzach an. Der Nebel hing tief, weit und breit war kein Mensch zu sehen.» Ihre erste Reaktion: «Bring mich sofort hier weg, sonst werde ich depressiv!!» Er hat es dann doch geschafft, sie von den Vorzügen «auf dem Land» zu überzeugen. Mittlerweile gefällt es ihr prächtig.
Aufschreiben statt vergessen
Der Tod von Sybil Schreibers Vater war der Auslöser für die Biografiekurse, die mittlerweile schon seit sechs Jahren im Geschichtenhaus Hirschli stattfinden. «Er war ein spannender Mensch, der die Leute immer mit seinen Erzählungen faszinierte. Dann war er plötzlich tot und es war nichts mehr da, weil er nie etwas aufgeschrieben hatte», erzählt Sybil Schreiber. Sie fügt hinzu: «In jedem Leben stecken so viele berührende Geschichten. Es ist schade, wenn sie verlorengehen. Wir wollen den Menschen einen Raum und die Inspiration geben, sie festzuhalten. Das hat nichts mit abgehobener Literatur zu tun. Schreiben kann man wie Fahrradfahren lernen.» Montag und Dienstag ist Kolumnentag. Lange überlegen müssen Schreiber und Schneider nie – der Alltag liefert immer Stoff. Ende nicht abzusehen. Die beiden witzeln: «Nicht auszudenken wie’s wird, wenn wir ins Altersheim müssen und dort auf den Putz hauen. Es gibt noch Steigerungsmöglichkeiten.»
Mehr Infos:
www.schreiber-schneider.ch
Ursula Burgherr