Jedes einzelne Stück ein Unikat

    Von altmodisch keine Spur – in der Herma Partner AG in Lenzburg / AG werden Handarbeit und Individualität rund um Posamenten grossgeschrieben. Das uralte Handwerk findet aus den Stuben unserer Grossmütter in die heutige Zeit und ist in der digitalen Welt angekommen. Die kunstvollen Faden-Verflechtungen finden wir in den modernen Wohnräumen jeden Tag im Einsatz.

    (Bilder: zVg) Imma Pichierri und Evelyn Moser-Gloor (v.l.): «In unseren Produkten steckt viel Herzblut.»

    Wer kennt sie noch die schmückenden Bordüren und Fransen, Raffhalter und Quasten, die zur Zierde auf Vorhängen, Polstern, Lampenschirmen oder gar Uniformen angebracht sind? Heute erleben diese Zierstücke – auch Posamente genannt – eine kreative Renaissance und kehren in unsere Wohnräume zurück. Hergestellt werden diese Schmuckstücke in der zweitletzten Posamenterie – in der Herma Partner AG im aargauischen Lenzburg. Imma Pichierri und Evelyn Moser-Gloor haben vor zehn Jahren das Unternehmen von Peter Hermann übernommen. Nun führen sie das traditionelle Handwerk mit viel Liebe zum Detail und Individualität in ihrer Manufaktur weiter und entwickeln dabei mit viel Fingerspitzengespür immer wieder neue, gewagte Kreationen.

    «Wir stellen hier Quasten, Borten, Fransen, Raffhalter und Seile, Kordeln und Schnüre sowie Sonderartikel wie Schmuck oder Zierknöpfe her», erklärt Evelyne Moser-Gloor. Und konkretisiert: «Es gibt noch viele andere Nischen, in welchen Posamenten zum Einsatz kommen: Musikschnüre oder Pfeifenschnüre oder die Pompons bei Uniformen. Ebenso gehören Kordeln und Treppenseile zu den Posamenten. Wir stellen aber auch Lampenaufhängungen für Kronleuchter in öffentlichen Gebäuden oder Kirchen, welche textil ummantelt sind, her.» Besonders beliebt sind momentan sogenannte Marabouts (Einnähfransen). «Diese Fransen werden in die Kanten von Kissen oder Vorhängen eingenäht. Damit kann man grossartige Farbtupfer setzen», erklärt die ehemalige Lehrerin für Textiles Werken und Englisch.

    In der kleinen, aber feinen Manufaktur ist «Swiss Premium Posamenterie» Programm: «Der Kunde hat die Möglichkeit, bei uns eine Spezialanfertigung zu bestellen. Das heisst, wir erhalten ein Stück des Polster- oder Vorhangstoffes und fertigen dann die Borte oder den Vorhanghalter passend zu diesem Stoff.» Der Kunde erhält ein Unikat, welches zu 100 Prozent in der Schweiz hergestellt wurde. «Es steckt viel Liebe in jedem Produkt. Egal ob wir fünf oder hundert Meter produzieren – ob für einen Privathaushalt oder ein fünf Sterne Hotel.» Die beiden KMU Frauen legen grossen Wert darauf, dass sie die Materialien so weit wie möglich in der Schweiz beziehen können. «Wir arbeiten mit mehreren Färbereien zusammen, welche uns die Garne nach unserem Farbwunsch einfärben. Da wir eine sehr kleine Firma sind, sind die Mindestbestellmengen jeweils unsere grösste Hürde.» Auch die Nachhaltigkeit wird dabei nicht ausser Acht gelassen: «Neu haben wir eine Kollektion aus Biobaumwolle, bei welcher das Rohmaterial und der Färbeprozess GOTS, bzw. Oekotex 100, zertifiziert ist.»

    Sind momentan beliebt: Schnurgimpe, Quasten sowie Einnähfransen (Marabouts).

    Maschinenpark mit Museumscharakter
    Die Posamentenherstellung ist ein altes Handwerk und einige Bortenmuster gibt es bereits seit Jahrhunderten. Dazu Evelyn Moser-Gloor: «Neue Designs entstehen durch eine Inspiration von uns oder eines Kunden.» Hergestellt werden die schönen Raritäten auf Bandwebmaschinen aus den Jahren 1950 bis 1960 sowie einer Galon-/Häkelmaschine aus den 50er-Jahren. Sie alle sind stolze Schmuckstücke aus der Schweizer Textilmaschinenindustrie, produziert von Firmen wie Saurer oder Schweiter AG. Die spezialisierten Mechanismen der Webstühle ermöglichen sogar die Produktion verschiedenster Ornamente. Dabei werden feine Fäden, einem bestimmten Muster folgend, miteinander verwoben, bis das gemusterte Gesamtergebnis vorliegt. Der Anteil an Handarbeit ist jedoch hoch: Weben, Seilern, Häkeln, Zwirnen – die Posamenterie vereint all diese Fertigkeiten. Zu ihren Kunden gehören Innendekorationsgeschäfte, Raumausstatter, Polster- oder Vorhangateliers, Interior Designer, Hotels, Innenarchitekten, Kirchen, sowie Textil Restauratoren.

    Zuoberst auf der Prioritätenliste steht die Qualität der Produkte. «Wir sind pingelig und perfektionistisch und überzeugt, dass unsere Produkte das Tüpfli auf dem i sind, und möchten daher immer das Bestmögliche rausholen.» Deshalb sind eine kompetente Beratung, Termintreue und einwandfreie Produkte selbstverständlich. Und hier kommt auch das Label der Armbrust ins Spiel. «Wir sind sehr stolz, am Schluss auf unsere Pakete den Swiss Label Sticker zu kleben. Und unseren Kunden wird so auch immer wieder klar, dass sie ein Schweizer Unternehmen unterstützt haben und Schweizer Qualität in den Händen halten», betont Evelyn Moser-Gloor.

    Die frühere Lehrerin, die sich an der Textilfachschule in Zürich zur Textil Business Managerin weiterbilden liess, kennt sich aber nicht nur mit ratternden Maschinen aus, sondern weiss auch, wie man im digitalen Zeitalter für Aufmerksamkeit sorgt. Die Posamenterie Herma ist auf Facebook hat einen Instagram-Account und tweetet regelmässig Fotos von filigranen Embrassen und knalligen Borten. «Für uns ist es enorm wichtig, über die sozialen Medien Bilder aus unserer Posamenterie zu zeigen. Wir erreichen viele Menschen, können uns mit unseren Kunden vernetzen und sehen so auch, wo unsere Produkte zum Einsatz kommen.»

    Die beiden Unternehmerinnen haben die letzten zehn Jahre viel investiert, so dass sie nun einen soliden Grundstein haben. «Ich sehe für die Zukunft grosses Potenzial, denn wir sind sehr flexibel, haben ein grosses Know-How und können in den verschiedensten Bereichen wie Weberei, Seilerei oder Handarbeit unser Können anbieten.» Zahlreiche Projekte liegen in der Schublade, um endlich realisiert zu werden. «Unsere Posamenterie soll weiterwachsen. Unsere Pläne hängen jedoch sehr stark mit unsere Nachfolgeregelung zusammen.»

    Corinne Remund

    www.hermapartner.ch
    www.swisslabel.ch

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