Zeigt her eure Füsse!


    Mit spitzer Feder …


    (Bild: zVg)

    Der Sommer ist im Anzug und damit wird das Schuhwerk wieder offener. Slippers, Sandaletten & Co gehören zum Alltagsbild. Zarte (hoffentlich gepflegte) Frauenfüsse mit lackierten Zehen ziehen die Blicke auf sich. Schuhe erklären einen Teil einer Person. Welche Schuhe Menschen wählen, auch wenn ihnen das gar nicht bewusst ist, sagt viel über sie aus. Schuhe sind das Zünglein an der Waage. Sie können entscheidend sein, um das Puzzle eines Menschen zu vervollständigen. Ich finde man kann durchaus sagen, dass Schuhe nicht lügen – besonders, wenn sie nicht einmal zu den Socken passen. Mit einer Schuhmarke definiert man seinen Stil. Und mit dem Schuhtyp seine Stimmung – zumindest ist das bei den Frauen so. Will ich gefallen und bewundert werden, nehme ich einen edlen Pump mit Absatz aus dem Regal, bin ich eher auf Zack und sportlich unterwegs, so schlüpfe ich in Turnschuhe und fühle ich mich leicht, frisch und mädchenhaft, ziehe ich meine heiss geliebten Ballerinas an, die mich erden. Trägt eine Frau sehr hohe, spitze Schuhe, kann man davon ausgehen, dass sie einen guten Tag hatte. Dann ist sie voller Selbstvertrauen, liebt es, durch die Gegend zu stöckeln, und nimmt das Risiko auf sich, mal in einem Tramgleis hängen zu bleiben. Je höher und spitzer die Schuhe sind, desto mehr dürften Männer herausgefordert sein. Weil ein hoher, spitzer, enger Schuh viel weiblicher und aufregender wirkt als die mädchenhaften Ballerinas. Die wirken mit ihren runden Formen und dem fehlenden Absatz unschuldig, allenfalls damenhaft. Der Absatz ist aber sehr wichtig: Die ersten Absatzschuhe sind mit dem ersten Mal schminken oder dem ersten BH zu vergleichen – es sind Attribute einer Frau.

    Interessant ist, wie eindeutig hohe Absätze das Frauenbild vermitteln – und das, obwohl Frauen mit Turnschuhen, Ballerinas, Sandaletten unzählige Alternativen haben. Trotzdem ist der hochhackige Schuh der Inbegriff der Weiblichkeit. Ganz klar ist die Beziehung zwischen Frauen und Schuhen interessanter als jene zwischen Männern und Schuhen: Zum einen haben Männer weniger Modelle zur Auswahl – notfalls kommen sie in Turnschuhen durchs Leben. Leider wählen nur noch Einzelne elegante Schuhe – meistens weil es der Dresscode verlangt – und unglücklicherweise gibt es Sandalen und Flip-Flops für Männer. Da muss ich immer tief einatmen, damit ich keine Schnappatmung bekomme, denn Männerfüsse sind nicht dazu da, gezeigt zu werden! Die erotische Bedeutung von Männerfüssen tendiert gegen null. Ganz anders Frauenfüsse: Sie sind seit Jahrhunderten erotische Objekte par excellence. Das alte China ist das beste Beispiel dafür, da galt der Frauenfuss als Mittelpunkt der Erotik. Je kleiner er war, desto mehr entfachte er die Leidenschaft bei den Männern aus dem Reich der Mitte. Die Franzosen haben gar ein eigenes Wort für den Spalt zwischen dem grossen und zweiten Zehen – «Clivage». Es bedeutet wortwörtlich Spalt und bezeichnet auch die Stelle zwischen den Brüsten unterhalb des Dekolletés.

    Und jetzt kommen wir zu den Hausschuhen – dem Psychogramm am Fuss schlichthin. Viele tragen zu Hause hässliche Finken, wie wenn es nicht schon genug Elend auf der Welt gäbe. Ich finde, Finken sagen über ihre Trägerin oder Träger alles aus: Himmeltraurig sind Finken in Form von Plüschtieren an den Füssen. Lustige Finken sind wie ein schlechter Witz. Etwa gleich schlimm sind Birkenstocks. Sie machen alle Füsse breiter und lassen ihre Trägerinnen und Träger wie Elefanten durch die Welt stampfen. Man kann nie mehr etwas anders denken, wenn man fortan mit ihren Besitzern spricht. Dem klassischen Pantoffel fehlt Eleganz und Raffinesse. Dann gibt es noch Menschen, die etwas tragen, das zwar unter Finken läuft, aber aussieht, wie wenn es der Hund zerbissen hätte. Dabei haben sie gar keinen Vierbeiner. Es ist einfach nicht mehr zu eruieren, worum es sich handelt bei dem Ding an ihren Füssen. Dann haben wir noch die Adiletten: Optisch, ästhetisch auch ein Graus. Es gibt sie mittlerweile schon in Pink, mit Strass verziert oder mit Pelzchen aufgepeppt. Kurz und bündig: Sie werden immer stilloser und billiger. Und sie sind aus Plastik, ein absolutes No-Go. Das «Meeresschildkrötenkillerpotenzial» trifft auch auf Crocs zu. Auch sie sind eine designtechnische Missgeburt.

    Und jetzt fragen Sie sich, welche Finken trägt sie denn? Nun, ich trage butterweiche Ballett-Trainingsschuhe, grazil und elegant, immer – auch zuhause, wenn mich niemandem sieht. Weil ich es mir wert bin! Und Männer empfehle ich Smoking-Slippers aus Samt, die machen was her und damit kann Mann auch Besuch empfangen und gleich noch modischen Eindruck schinden.

    Herzlichst,
    Ihre Corinne Remund
    Verlagsredaktorin

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